
Konnekt: Interkommunale Kooperation und Transformation als Grundlage einer regionalen Kreislaufwirtschaft und einer nachhaltigen Regionalentwicklung im Landkreis Saarlouis
Verbesserte Nahversorgung durch innovative Ansätze
Weiterentwicklung bestehender Strukturen des Digitalen Regionalmarktes
Autoren: Simon Spath und Felix Walter, IZES gGmbH
In Ergänzung zu dem Digitalen Regionalmarkt des Landkreises Saarlouis wurden im Rahmen von Konnekt innovative Ansätze zur Entwicklung eines Logistikkonzeptes und zur Verbesserung der Nahversorgung im Landkreis Saarlouis betrachtet. Konzeptionell passend erwies sich dabei die Initiative der Friedas24 GmbH, die mit sogenannten „Self-Checkout Markets“ und der Schaffung eines Online-Handels die Nahversorgung mit regionalen Produkten in kleineren Ortschaften in strukturschwachen, ländlichen Regionen ohne Einzelhandelsstrukturen verbessert. Die Übertragbarkeit des Ansatzes auf den gesamten Landkreis Saarlouis wurde mithilfe der Erarbeitung eines Logistikkonzeptes untersucht.
Der Digitale Regionalmarkt im Landkreis Saarlouis hat sich im Laufe der Projektarbeit von Konnekt einen hohen Stellenwert erarbeitet und trägt dazu bei, lokale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und die Nahversorgung im ländlichen Raum zu sichern. Durch den Aufbau einer Plattform für regionale Produzent*innen wird ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Landkreis Saarlouis geleistet. Der Digitale Regionalmarkt stellt derzeit eine Plattform dar, welche bisher die nachhaltig wirtschaftenden Betriebe im Landkreis Saarlouis vorstellt (vgl. Landkreis Saarlouis 2024). Perspektivisch soll die Möglichkeit geschaffen werden, die Produkte und Dienstleistungen der Anbieter*innen online verfügbar zu machen. Als Grundlage für die Weiterentwicklung erarbeitete die IZES gGmbH in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Saarlouis im Rahmen einer Masterarbeit ein Logistikkonzept für den Digitalen Regionalmarkt. Neben der Analyse der aktuellen Rahmenbedingungen und relevanten Trends sowie der Durchführung einer Umfrage bei Kund*innen wurden Expert*inneninterviews mit bestehenden Regionalvermarktungsinitiativen durchgeführt. Die Ergebnisse aus den Interviews wurden zusammengefasst. Erfolgversprechende Elemente wurden bezüglich der Übertragbarkeit auf den bestehenden Ansatz im Landkreis Saarlouis untersucht.
Konzeptionell passend für die Weiterentwicklung des Digitalen Regionalmarkts im Landkreis Saarlouis erwies sich dabei die Initiative der Friedas24 GmbH. Sie verbessert in strukturschwachen, ländlichen Regionen ohne Einzelhandelsstrukturen mit sogenannten „Self-Checkout Markets“ die Nahversorgung mit regionalen Lebensmitteln sowie Haushalts- und Hygieneartikeln des täglichen Bedarfs (vgl. Friedas24 GmbH). Die „Self-Checkout Markets“, bei denen es sich um vollständige Selbstbedienungsmärkte handelt, können durch die Reduzierung des Personalbedarfs ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept auch in kleineren Ortschaften bereitstellen. Darüber hinaus ist durch die Initiative für die nahe Zukunft der Aufbau eines Online-Marktes geplant, der zusätzlich zu den „SelfCheckout Markets“ die Erhöhung der Versorgungsquote mit regional produzierten Waren und Dienstleistungen im Landkreis Saarlouis unterstützen könnte.
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden ein Logistikkonzept erarbeitet. Dabei wurden u. a. mithilfe eines Geo-Informations-Systems die besten Standorte für „Self-Checkout Markets“ hinsichtlich der Verbesserung der Nahversorgung in kleineren Ortschaften des Landkreises ermittelt. Als Voraussetzungen für die Wahl der Standortvorschläge wurden verschiedene Kriterien basierend auf dem Experteninterview mit Friedas24 definiert. Zum einen ist dies der Mangel nennenswerter Einzelhandelsstrukturen und zum anderen eine Mindesteinwohner*innenzahl von 1.000 in der jeweiligen Kommune. Hinsichtlich des Mangels nennenswerter Einzelhandelsstrukturen wurde festgelegt, dass der Ortskern der vorzuschlagenden Standorte eine Fahrtdistanz von mindestens 5 km zu bestehenden Nahversorgungsstrukturen aufweisen sollte.
Diese Distanz, in Kombination mit der Einwohner*in- nenzahl, wurde in Form der Betroffenheit graphisch festgehalten. Die Ergebnisse sind in der Abbildung „Betroffenheit Nahversorgungslücken und Standortvorschläge im Landkreis Saarlouis“ dargestellt. Hierbei gilt, je größer die Fahrtdistanz zu der nächsten Nahversorgungsstruktur und je größer die Einwohner*innenzahl (und damit die Zahl der betroffenen Menschen), desto größer die Betroffenheit. So zeigt sich, welche Ortschaften die größten Bedarfe aufweisen. Beispielsweise ist der Ortsteil Schwarzenholz der Gemeinde Saarwellingen mit einer Einwohner*innenzahl von über 2.000 und einer Distanz von über 5 km zu bestehenden Nahversorgungsstrukturen stark betroffen (gelb), während der Lebacher Stadtteil Gresaubach mit einer Einwohner*innenzahl zwischen 1.000 bis unter 2.000 und einer Distanz zwischen 4 km und 5 km nur eine mittlere Betroffenheit aufzeigt (rot).
Aus der Gesamtschau lassen sich insgesamt fünf Standortvorschläge mit den größten Potenzialen ableiten. Thalexweiler, Körprich, Schwarzenholz und Hemmersdorf sind mehr als 5 km von den nächsten Nahversorgungsstrukturen entfernt und erfüllen mit einer Einwohner*innenzahl zwischen 1.000 bis unter 2.000 oder darüber alle Anforderungen. Der Ort Ittersdorf erfüllt zwar nicht die Anforderung der Einwohner*innenzahl von mindestens 1.000, liegt jedoch zentral innerhalb eines stark unterversorgten Gebietes und könnte dort (im Rahmen der vorgegebenen 5 km) weitere Potenziale der umgebenden Ortsteile abschöpfen. Im Sinne der Nahversorgung wurde dieser potenzielle Standort ebenfalls berücksichtigt.

Abbildung: Betroffenheit Nahversorgungslücken und Standortvorschläge im Landkreis Saarlouis (IZES gGmbH – 2024)
Zur Belieferung der vorgeschlagenen Standorte mit den regionalen Erzeugnissen der Mitgliedsunternehmen des Digitalen Regionalmarktes wurden mehrere Ansätze untersucht. Im Sinne der Regionalität und Nachhaltigkeit sollten insgesamt kurze Fahrtstrecken angestrebt werden, wobei im Sinne der Wirtschaftlichkeit auch die Kosten berücksichtigt wurden. Mittels GIS (Geoinformationssystem) wurden acht unterschiedliche Möglichkeiten hinsichtlich ihrer Effizienz (Reduzierung der Gesamtfahrdistanz) und Kosten untersucht: Ein zentrales Lager bzw. zwei ,drei ,vier ,fünf oder sechs kleinere Lager im Landkreis Saarlouis sowie die Ergänzung von zusätzlichen Lagerstrukturen vor Ort bei den vorgeschlagenen Selbstbedienungsmärkten. Zusätzlich wurde als Vergleich die derzeitige Vorgehensweise bei Friedas24, die Direktbelieferung der Selbstbedienungsmärkte ohne jedwede Lagerhaltung, untersucht. Letztlich zeigte sich im Zuge einer Kostenkalkulation, dass eine Fortführung des Status Quo mit der häufigeren Belieferung ohne die Nutzung jedweder Lagerstrukturen am günstigsten wäre. In der Abbildung „Rundtouren zur Belieferung der Standortvorschläge mit den Produkten der zugeordneten Lieferanten im Landkreis Saarlouis“ sind die mittels GIS ermittelten Rundtouren, die zu einer Belieferung der einzelnen Selbstbedienungsmärkte mit den Produkten der Mitgliedsunternehmen des Regionalmarktes notwendig wären, dargestellt. Bei diesem Konzept würde ein*e Fahrer*in von Friedas24 zu den einzelnen Mitgliedsbetrieben des Digitalen Regionalmarktes fahren und die jeweiligen regionalen Produkte für die „Self-Checkout Markets“ abholen. Ein Teil des Sortiments müsste durch andere Zulieferer bzw. Produzent*innen abgedeckt werden.

Abbildung: Rundtouren zur Belieferung der Standortvorschläge mit den Produkten der zugeordneten Lieferanten im Landkreis Saarlouis (IZES gGmbH – 2024)
Der Digitale Regionalmarkt im Landkreis Saarlouis zeigt, wie lokale Wirtschaftskreisläufe gestärkt und die Nahversorgung im ländlichen Raum nachhaltig gesichert werden können. Durch die Entwicklung einer Plattform, die regionale Produzent*innen und deren Produkte sichtbar macht, wird ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet. Die Untersuchung innovativer Ansätze zeigt, dass Initiativen wie Friedas24 mit den „SelfCheckout Markets“ und dem Aufbau eines Online-Handels mit Fokus auf regionale Produkte eine effiziente Versorgung auch in strukturschwachen Gebieten ermöglichen können. Ein wesentlicher Bestandteil davon sind tragfähige Logistikkonzepte. Kommunen können solche innovativen Ansätze lokaler Initiativen aufgreifen bzw. fördern und z. B. durch Informationen über vorhandene Leerstände (Leerstandskataster; potenzielle Standorte für „Self-Checkout Markets“) unterstützen, um die regionale Wertschöpfung zu steigern und die Nahversorgung durch Digitalisierung und nachhaltige Logistikkonzepte zu sichern.
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
- Analyse des bestehenden Nahversorgungsangebotes mit Berücksichtigung der Defizite (schlecht versorgte Ortsteile) und Potenziale (mögliche Standorte)
- Erarbeitung von Lösungen zur Verbesserung der Nahversorgung gemeinsam mit lokalen Produzent*innen/ Initiativen
- Aufbau/ Unterstützung von Plattformen für regionale Produzent*innen (online oder auf Veranstaltungen)
- Förderung von lokalen Initiativen, um lokale Produkte sichtbar und zugänglich zu machen
- Pflege eines Leerstandskatasters, um potenziellen privaten Interessent*innen mögliche Standorte für Nahversorgungsangebote aufzuzeigen
- Berücksichtigung der Nahversorgungsaspekte bei der Planung von Mobilitätsangeboten (ÖPNV etc.)
Literatur:
Friedas24 GmbH (2024). Online verfügbar unter https://friedas24.com/.
Landkreis Saarlouis (2024): Rendezvous Saarlouis. Online verfügbar unter https://www.rendezvous-saarlouis.de/.